iGiburo
Im Internet wird mit „Hier verbinden wir traditionelle Rezepte mit modernen Akzenten, um Ihnen ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis zu bieten.“ geworben. Einzig der Teil mit dem unvergesslichen Erlebnis, leider in negativer Ausprägung, traf bei uns zu. Im Einzelnen:||Geplant war eine Familienfeier im kleinen Nebenraum, der – am Vortag wurde eigens nochmals angerufen, um den Ablauf abzusprechen - mit einem Sektempfang beginnen sollte. Leider kam es hierzu nicht: Da weder Sekt noch Personal vorhanden waren, setzen sich die Gäste an die Tische. Es dauerte dann, obschon einen Tag nach Weihnachten das Lokal nur wenig anderen Besuch zu verzeichnen hatte, eine Viertelstunde, bis die Frage nach Getränken aufkam. Nach dem Hinweis, auf den nicht stattgefunden Sektempfang dauerte es gleichwohl abermals eine Viertelstunde, bis die Getränke dann am Tisch waren. ||Ebenfalls wurde im Vorfeld vereinbart, dass eine Menükarte auf den Tischen bereit liegen sollte, so dass die Gäste sich entsprechend auch auf ihre Getränkewahl einstellen hätten können. Auch diese lag nicht bereit, sie wurde, da war allerdings der erste Gang schon durch, nachgereicht.||Das Menü begann mit dem oft zitierten Gruß aus der Küche: Fades (sehr hell gebacken und nicht knusprig) Baguette mit einer leicht tomatig anmutenden, aber nichtssagenden Creme, wahrscheinlich auf Frischkäse- Basis. Die später ausgegebene Menükarte versprach - nicht das einzige ungehaltene Versprechen - im Übrigen „zweierlei Dips“. Wo auch der zweite versteckte, verborgen. Erstes absolutes Lowlight waren dann die Suppen. Man konnte zwischen Rinderkraftbrühe und Sellerie-Maronen Suppe wählen: Die Rinderkraftbrühe war positiv betrachtet gewöhnlich, allerdings bei allen Gästen viel kalt bis lau, gleiches galt für die Alternative der Sellerie-Maronen Suppe: Eine überdies kleisterartige Darbietung, die weder nach Maronen, noch nach Sellerie schmeckte, sondern geschmacklich farblos blieb. Auf den Hinweis, dass diese Suppe weder schmecke, noch hinreichend temperiert war und bei mehreren Gästen bis auf den Probelöffel unangetastet zurück ging, folgte keine Antwort des Servicepersonals, soweit man hier von Service sprechen kann. Ist es dort üblich, dass volle Suppentassen zurückgehen, oder warum reagiert man nicht? Das schlechte Niveau wurde nun nur noch dadurch gesteigert, dass die Wagemutigen, die mit der Rindkraftbrühe eine zweite Chance einräumten, abermals enttäuscht wurden: Auch die „zweite Runde“ war einfach kalt. Das hatte etwas von „versteckter Kamera“.||Als Vorspeisen gab es sodann als „Tischbuffet“, dazu später noch mehr, gebeizten Lachs auf Rote Beete-Apfel und Kürbispüree: Alle geschmacklich OK, allein das Püree (warum auch immer) in homöopathischen Dosen, so dass man, weil auch das sehr kalt auf den Tisch kam, hier gar keinen Geschmack attestieren konnte. Die Roastbeef- Röllchen waren gut, die hausgemachte Remoulade ebenfalls. Die Salate Feldsalat und gemischter kamen in so kleinen so Portionsschälchen, dass man davon ausgehen musste, dass jeder Gast einen eigene Portion bekommen sollte. Weit gefehlt. Bei jeder zurückhaltenden Entnahme aus dem Schälchen hatte man schon zu Ungunsten seiner Tischnachbarn den Vorrat des Salatangebots vollends erschöpft. Da mag es wenig versöhnlich sein, wenn das Angebot unterbreitet wird, man könne jederzeit nachbestellen. Denn hierzu bedarf es auch der entsprechend zeitnahen Umsetzung durch das Personal. ||Dann wartet man nicht mehr länger und geht direkt zum Hauptgang über: Von den drei auf der Menüfolge angekündigten Beilagen kam lediglich eine auf den Tisch. Abermals: Versteckte Kamera? Eine wahre Katastrophe war dann das „Schmorgemüse“. Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter der Zubereitungsart „Schmoren“ ein zweistufiges Garverfahren, in dem im ersten Schritt ein Lebensmittel angebraten wird und im zweiten in einer siedenden Flüssigkeit fertig gegart wird. Wir bekamen „Schwarzgemüse“; wie es die Kinder zutreffend tauften auf den Tisch. Es wurde augenscheinlich nur der erste Zubereitungsschritt vollzogen, dies dann aber mit aller zur Verfügung stehenden Macht, vgl. die Fotos. Alleine so etwas an den Tisch zu bringen, ist schon „sportlich“… Was gut war, war der Wolfsbarsch: Gute Qualität und eine gekonnte Zubereitung. Das Roastbeef „sous vide“ war lege artis zubereitet. Gleiches gilt für das Wildragout, welches mit einer etwas stark ausgeprägten Wacholdernote keine weiteren geschmacklichen Besonderheiten aufwies. ||Der Nachtisch, Lebkuchen Mousse auf Bratapfel-Ragout ging in Ordnung. Wahrscheinlich hätte er besser punkten können, wenn der Rest überzeugt hätte. ||Alles in allem eine Enttäuschung: Wer kulinarische Erlebnisse verspricht, es sodann aber weder vermag, eine heiße und geschmacklich ansprechende Suppe auf den Tisch zu bekommen, noch ein einfaches Gericht wie Schmorgemüse zuzubereiten, muss seine hoch gesteckten Ziele vielleicht neu ausrichten. Leider spielte auch das Personal in der gleichen Liga: Es wurde - auf den Hinweis auf den verpassten Sektempfang - entgegnet, dass die Bar für dies Getränke zuständig sei; es wurde nicht einmal gefragt, ob es geschmeckt habe oder ob alles in Ordnung sei (ist das hier nicht üblich?); noch nicht einmal auf die Rückmeldung mit den kalten und nicht schmeckenden Suppen wurde reagiert; und letztlich war es regelmäßig auch der eigenen Initiative und Bemühung geschuldet, etwas frisches zu Trinken zu bekommen. Kann man alles so machen, dann aber weder bei den Preisen noch bei der Eigendarstellung. ||Die Idee eines Tischbuffets war von Grunde her nicht schlecht, aber auch hier scheiterte es wie bei den selbst formulierten Ansprüchen in der Umsetzung: Die Darreichung auf kleinen Metallplatten mit niedrigem Rand machte es nicht nur sehr schwer, die Speisen am Tisch weiterreichen, bei jedem Versuch rutschte das Besteck in die Saucen, überdies begünstigten die Platten einen schnellen Temperaturverlust der Speisen. Naja, lauwarme Speisen kannte man ja schon von der Suppe. Ach nein, die Speiseteller kamen ja gut vorgeheizt auf den Tisch! Leider zehn Minuten bevor dann das Essen serviert wurde… Passt irgendwie.